
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ist Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Um nachhaltiges Bauen praktisch anwendbar, messbar und damit vergleichbar zu machen, hat die DGNB ein eigenes Zertifizierungssystem, das „Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen“, entwickelt. Erstmals am Markt angewandt wurde dieses 2009. Seitdem ist das System kontinuierlich weiterentwickelt worden und gilt heute als fortschrittliches und weltweit anerkanntes Green-Building-Zertifizierungssystem.
Das DGNB-System fußt auf den drei zentralen Nachhaltigkeitsbereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales, die gleichgewichtet in die Bewertung mit einfließen. Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung bewertet das DGNB-System zudem den Standort sowie die technische und Prozessqualität. Bewertbar wird die Performance in diesen Qualitäten durch verschiedene Mindestanforderungen und Kriterien in den Bewertungskategorien. Diese sind individuell abgestimmt auf verschiedene Nutzungstypen und sowohl für Neubau, Sanierung und Bestand wie auch Stadtquartiere anwendbar. Auch der nachhaltige Rückbau kann zertifiziert werden.
Für den Neubau gelten mit der Aktualisierung des Systems im Jahre 2023 folgende Gewichtungen:

DGNB-Punktesystem
Das DGNB-System bewertet nach Erfüllungsgraden. Der Gesamterfüllungsgrad errechnet sich aus den sechs Themenfeldern entsprechend ihrer Wertigkeit. Die Bewertung nach DGNB erfolgt in den Qualitätsstufen Platin, Gold, Silber und Bronze, wobei die niedrigste Stufe nur für Gebäude im Bestand vergeben wird. Ab einem Gesamterfüllungsgrad von 50% erhält das Gebäude das DGNB-Zertifikat in Silber. Ab einem Erfüllungsgrad von 65% wird das DGNB-Zertifikat in Gold vergeben. Für ein DGNB-Zertifikat in Platin muss das Projekt einen Gesamterfüllungsgrad von 80% erreichen. Bestandsgebäude können mit 35% die Bewertung Bronze erzielen.
Die DGNB hat den Anspruch, eine einheitlich hohe Qualität der Gebäude zu fördern. Der Gesamterfüllungsgrad reicht daher für ein Zertifikat allein nicht aus. Auch der Erfüllungsgrad muss in den ergebnisrelevanten Themenfeldern einen Mindesterfüllungsgrad erreichen, um die jeweilige Auszeichnung zu erhalten.

DGNB-Nachhaltigkeitskategorien
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Ökologische Qualität
Die sechs Kriterien der ökologischen Qualität erlauben eine Beurteilung der Wirkungen von Gebäuden auf die globale und die lokale Umwelt sowie auf die Ressourceninanspruchnahme und das Abfallaufkommen. Schwerpunkt ist hier u.a. die Erstellung einer Ökobilanz des Gebäudes, die den Ressourcenverbrauch sowie den Primärenergieeinsatz des Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus einschließlich Errichtung, Nutzung und Entsorgung ausweist.
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Ökonomische Qualität
Die Kriterien der ökonomischen Qualität dienen der Beurteilung der langfristigen Wirtschaftlichkeit (Lebenszykluskosten) und der Wertentwicklung.
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Soziokulturelle und funktionale Qualität
Die acht Kriterien der soziokulturellen und funktionalen Qualität helfen dabei, Gebäude hinsichtlich Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit sowie wesentlichen Aspekten der Funktionalität zu beurteilen.
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Technische Qualität
Die sieben Kriterien der technischen Qualität bieten einen Maßstab zur Bewertung der Qualität der technischen Ausführung im Hinblick auf relevante Nachhaltigkeitsaspekte.
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Prozessqualität
Die neun Kriterien der Prozessqualität verfolgen das Ziel, die Qualität der Planung und der Bauausführung bis hin zur Inbetriebnahme des Gebäudes zu optimieren.
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Standortqualität
Die vier Kriterien der Standortqualität beurteilen die unter Nachhaltigkeitsaspekten relevanten Qualitäten der Gebäudeumgebung und Infrastruktur sowie die wechselseitige Wirkung zwischen Projekt und Gebäudeumfeld.
Für Gebäude im Betrieb gibt es ein schlankes Bewertungssystem, das auf dem nachhaltigen Managementansatz Plan-Do-Check-Act aufbaut. Fokus bei der ökologischen Qualität sind die Energieverbräuche und der CO2-Fußabdruck eines Gebäudes, die Wasserverbräuche und das Wertstoffmanagement. Für jedes Gebäude wird ein Fahrplan aufgestellt, wie die Klimaneutralität erreicht werden kann (sog. Klimaschutzfahrplan). Gebäude, die bereits klimaneutral betrieben werden, erhalten zusätzlich das Label „klimapositiv“. Die ökonomische Qualität betrachtet Betriebskosten, Risikomanagement und Werterhalt sowie die Beschaffung und Bewirtschaftung, während bei der soziokulturellen und funktionalen Qualität der Innenraumkomfort, die Zufriedenheit der Nutzenden und die Mobilität betrachtet werden.