HQE

Haute Qualité Environnementale wurde 2005 in Frankreich ins Leben gerufen

Der Nachhaltigkeitsstandard HQE® (Haute Qualité Environnementale = hohe Umweltqualität) wurde 2005 von der 1996 gegründeten Association HQE ins Leben gerufen und bis 2011 zu einem Zertifizierungsstandard weiterentwickelt. Im Jahre 2016 schloss sich die Association HQE mit dem France GBC (Green Building Council) zur Alliance HQE-GBC zusammen, deren Akteure aus der französischen Immobilienwirtschaft das Ziel verfolgen, nachhaltige Entwicklungen zu antizipieren, Wissen und Erfahrungen auszutauschen und den Nachhaltigkeitsstandard von Gebäuden zu heben. 

Anwendung und Verbreitung

Das HQE-Zertifikat wurde zunächst als Standard für bestehende sowie neue Büro- und Schulgebäude eingeführt, ist aber heute auf alle Nichtwohngebäude bei Neubau, Sanierung und im Bestand anwendbar. Für Einfamilienhäuser und größere Wohngebäude gibt es wie auch bei anderen Zertifizierungssystem ein separates Bewertungssystem. Es soll Bauherren und Planer dazu anregen, Gebäude mit maximalem Komfort bei minimaler Beeinträchtigung der Umwelt zu entwickeln, zu modernisieren oder zu betreiben. Zur Qualitätssicherung findet jeweils nach Beauftragung, Planung und Fertigstellung bzw. im Betrieb eine Bewertung durch einen unabhängigen Gutachter (Auditor) statt, auf deren Grundlage die Zertifizierung in den Base, Bon, Très Bon, Performant, Très Performant, Excellent oder Exceptionnel erfolgt. Die Zertifizierungsstellen sind Certivea für Nichtwohngebäude, Quartiere oder Infrastrukturprojekte und Cerqual für Wohngebäude, deren Zertifizierung auch Qualitel genannt wird.

Zertifizierungen nach HQE sind hauptsächlich in Frankreich verbreitet. Ende 2023 waren in Frankreich rund 3.900 Nichtwohngebäude und rund 844.000 Wohngebäude bzw. Wohneinheiten zertifiziert. Auf internationaler Ebene gab es zu diesem Zeitpunkt rund 300 HQE-zertifizierte Nichtwohngebäude und rund 89.000 nach HQE zertifizierte Wohngebäude in insgesamt 26 Ländern.

Ziele der HQE-Gebäudezertifizierung

Für die Gebäudezertifizierung nach HQE wurden 14 Ziele definiert, die wiederum in vier Bereiche unterteilt sind. 

Die drei Ziele des ökologischen Bauens:

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    Management des Bau- oder Renovierungsvorhabens

    Effiziente und verantwortungsvolle Abwicklung des Bau- oder Renovierungsprojekts; insbesondere muss dabei auf ein harmonisches Verhältnis des Gebäudes zu seiner unmittelbaren Umgebung geachtet werden.

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    Integrierte Auswahl der Bauverfahren und -produkte

    Es müssen Materialien und Technologien mit geringen Auswirkungen auf die Umwelt ausgewählt werden. Der Nachweis erfolgt über eine Ökobilanz.

     

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    Nachhaltige Baustelle

    Bei der Durchführung der Bauarbeiten sind insbesondere Lärmbelästigungen und Staubbelastungen zu vermeiden und Abfälle geordnet zu entsorgen.

Die vier Ziele des ökologischen Managements:

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    Energieeffizienz

    Optimierung des Gebäudes im Hinblick auf einen minimalen Energieverbrauch im Betrieb.

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    Wassermanagement

    Sparsame Nutzung von Trinkwasser.

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    Abfallwirtschaft

    Maßnahmen zur Abfallreduzierung, -trennung und zum -recycling.

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    Instandhaltung und Wartung

    Proaktive Instandhaltung, um die Nachhaltigkeitsqualitäten zu erhalten.

Die vier Komfortziele:

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    Hygrothermische Komfort

    Der hygrothermische Komfort betrifft die Regulierung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit für ein optimales Wohlbefinden der Gebäudenutzer.

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    Akustischer Komfort

    Der akustische Komfort: Hier geht es um Reduzierung von Lärmbelästigungen im Inneren des Gebäudes.

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    Visueller Komfort

    Der visuelle Komfort umfasst die Optimierung der natürlichen und künstlichen Beleuchtung.

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    Geruchskomfort

    Das Raumklima darf nicht durch unangenehme Gerüche beeinträchtigt werden. Der Schlüssel dazu ist deren Beseitigung oder die Einrichtung einer wirksamen Belüftung.

Schließlich legt die HQE-Norm drei Gesundheitsziele fest:

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    Luftqualität

    Eine hohe Luftqualität ist durch ein gutes Management der Verschmutzungsrisiken sicherzustellen.

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    Wasserqualität

    Eine gute Wasserqualität ist durch die Gebäudebetreiber zu garantieren bzw. zu erwirken.

     

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    Raumqualität

    Bei der Raumqualität geht es um die allgemeine Gesundheit der Innenräume.

Je nachdem, wie viele Ziele erfüllt werden, ergeben sich die Zertifizierungsstufen Base (ab 7 von 14), Performant (ab 11 von 14) und Très Performant (14 von 14). Die 14 Ziele wurden im Jahre 2015 durch die vier Verpflichtungen Umweltschutz, Lebensqualität, wirtschaftliche Leistung und verantwortungsbewusstes Management ergänzt.
Ähnlich wie die anderen bekannten Zertifizierungssysteme BREEAM, LEED® und DGNB adressiert auch HQE aktuelle Entwicklungen wie die EU-Taxonomie oder Themenschwerpunkte wie die Kreislaufwirtschaft, Resilienz und Biodiversität.